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Diese Boeing 737 könnte bei der Entführung el Masris eine Rolle gespielt haben
Dieses Flugzeug könnte bei der Entführung eine Rolle gespielt haben.

Frontal21

Entführt und misshandelt

Ein Deutscher in den Fängen der Geheimdienste

Nach Recherchen von Frontal21 ist der deutsche Staatsbürger Khaled el Masri am 31. Dezember 2003 in Mazedonien im Auftrag amerikanischer Geheimdienste verschleppt worden. Frontal21 liegen Belege vor, nach denen el Masri mit einem Spezialflugzeug von Skopje über Bagdad nach Kabul geflogen wurde.


 

Frontal21 - das Magazin im ZDF

Millionenverschwen-dung für löchrige Polizisten-Schutz-westen; Die Wahl und die Wahrheit; Gehirnschäden durch Ecstasy

nächste Sendung:
14.06.05 21:00 Uhr

 
Khaled El Masri
01.02.05
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Entführt und misshandelt, Teil 2 des Beitrages  
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Die Geschichte von Khaled el Masri klingt wie ein Drehbuch für einen Agentenfilm. Sie handelt von maskierten Männern, ominösen Flugzeugen, Verschleppung und Verhören. Doch es sei kein Krimi, sondern eine wahre Geschichte, sagt el Masri.

 
   

Und sie soll sich so abgespielt haben: Am Silvesterabend 2003 wird Khaled el Masri, der auf dem Weg zu einem Kurzurlaub in Mazedonien ist, am Grenzübergang Tabanovce/Mazedonien von Grenzpolizisten aus dem Reisebus geholt.

 
   

Schild am meaedonischen Grenzübergang Tabanovce
Schild am mazedonischen Grenzübergang Tabanovce
El Masri erinnert sich: "Drei Männer kamen in Zivil und mit Pistolen bewaffnet. Sie haben mich in einen kleinen Raum an der Grenze gebracht, haben mich und meine Kleider untersucht, was ich in der Tasche hatte. Und dann hat einer angefangen, mich auszufragen, ob ich irgendwelche Beziehungen zu El Kaida oder den islamischen Hilfsorganisationen habe."

 
   

Im Verhörraum an der Grenze
     Offenbar ist el Masri ins Visier einer internationalen Terrorfahndung geraten. Wie sein Name in den mazedonischen Grenzcomputer kam, weiß er nicht. Er verkehrt in seiner Heimatstadt Ulm zwar in einer Moschee, die auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Doch gegen el Masri liegt bei den deutschen Behörden nichts vor.

 
   

An der Grenze wird er zunächst in einen Verhörraum geführt. Jeder Kontakt zu seiner Familie oder einem Anwalt wird ihm verwehrt. Dann bringt man ihn in die Hauptstadt Skopje, hält ihn dort in einem Hotel fest und bewacht ihn rund um die Uhr.

 
   

"Und sie haben zu den Waffen gegriffen"
     El Masri erzählt weiter: "Dann haben wir miteinander richtig heftig gestritten. Ich habe mit ihnen auf deutsch geschimpft und sie haben irgendetwas auf mazedonisch gesagt. Ich habe sie nicht verstanden. Und dann haben sie zu ihren Waffen gegriffen. Der eine stand am Fenster, der andere an der Tür und der dritte am Fenster neben dem Bett. Sie haben mich bedroht. Ich sah, dass die Situation richtig ernst ist."

 
   

Gut drei Wochen wird er von den Mazedoniern über seine Ulmer Moschee und El Kaida ausgefragt. Schließlich übergeben sie ihn an schwarz vermummte Männer. El Masri werden die Augen verbunden, dann bringt man ihn zum Flughafen, wo er in einer Verhörzelle zusammengeschlagen wird. Man schneidet ihm die Kleider vom Leib und bringt ihn schließlich in ein Flugzeug, wo er eine Spritze bekommt.

 
   

Gefängnis in Afghanistan
Gefängnis in Afghanistan
Als el Masri wach wird, ist er bereits in Afghanistan. In Kabul wird er in das Kellerverlies eines Gefängnises gesteckt. Vier Monate wird er dort festgehalten und von Amerikanern befragt, behauptet el Masri: "Dann hat er angefangen, mich anzuschreien. Er sagte: 'Weißt du, warum du hier bist?' Und ich habe gesagt: 'Das ist eigentlich meine Frage'. Das wollte ich ja wissen, warum ich hier bin. Darauf hat er geantwortet: 'Du bist hier in einem Land, wo es keine Gesetze gibt. Und niemand weiß, wo du bist. Weißt du, was das heißt?' Ich habe ihm gesagt: 'Ja'."

 
   

Mit verbundenen Augen im Flugzeug
     Doch offenbar merken seine Entführer, dass sie den Falschen geschnappt haben. Im Mai 2004, so berichtet el Masri, verspricht ihm der amerikanische Gefängnisdirektor, dass er bald freikommen werde. Ende Mai setzt man ihn tatsächlich in ein Flugzeug. Mit verbundenen Augen verbringt el Masri Stunden in der Maschine, dann in einem Bus. Er wird in einem Wald ausgesetzt, läuft einem albanischen Grenzer in die Arme.

 
   

El Masri berichtet: "Ich habe ihm erzählt, was mit mir passiert ist. Daraufhin hat er mich ausgelacht und hat zu mir gesagt, ich soll das nur keinem erzählen, sonst lachen sie mich aus."

 
 
Melissa Boyle Mahle als  CIA-Agentin
Melissa Boyle Mahle als CIA-Agentin

Verschleppungen gängige Praxis
     Zurück in Deutschland erzählt el Masri seine Geschichte seinem Anwalt. Dieser erstattet Anzeige. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft München. Man hält seine Aussagen für glaubwürdig. Beweise für eine Beteiligung ausländischer Geheimdienste an der Entführung aber habe man nicht.

Doch eine ehemalige amerikanische Agentin bestätigt, dass solche Verschleppungen zur gängigen Praxis der US-Geheimdienste gehören. Melissa Boyle Mahle hat selbst jahrelang für die CIA solche Aktionen durchgeführt: "Vor dem 11. September war unser Ansatz der Strafverfolgung, dass wir Zielpersonen in die USA transportieren, um sie bei uns vor Gericht zu stellen. Aber nach dem 11. September hat sich der Ansatz verändert. Wir führen solche Verschleppungsaktionen heute durch, indem wir die Personen einfach zum Verhör in ein drittes Land bringen", erklärt Boyle Mahle. Illegal würde sie das nicht nennen, sagt sie. "Außergesetzlich" gefalle ihr da schon besser.
  Und hier geht es weiter:
Entführt und misshandelt, Teil 2 des Beitrages  

 
 
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